Platt als Bildungschance begreifen

Umfrage zu Platt in Kindergarten und Kindertagesstätte durchgeführt

Beitragsfoto: Grietje Kammler leitet das Plattdüütsküro der Ostfriesischen Landschaft und bietet Kitas Unterstützung bei der Umsetzung von plattdeutschen Angeboten an.

Pressemitteilung der Ostfriesischen Landschaft

Unter Kindergärten und Kindertagesstätten in Ostfriesland hat das Plattdüütskbüro der Ostfriesischen Landschaft eine Umfrage zur Nutzung von Plattdeutsch durchgeführt. Von den 277 angeschriebenen Einrichtungen haben knapp 52 Prozent an der Befragung teilgenommen.

Wie die Umfrage zeigt, arbeiten in den meisten Einrichtungen (83 Prozent) Fachkräfte, die Plattdeutsch sprechen können. Plattdeutsche Bildungsangebote werden allerdings nur in knapp 31 Prozent der Kindergärten und Kindertagesstätten umgesetzt. „Hier wird das vorhandene Potential leider noch nicht ausgenutzt“, bedauert Grietje Kammler, Leiterin des Plattdüütskbüros. Die jeweiligen Einrichtungen will das Plattdüütskbüro bei der Einführung von plattdeutschen Angeboten gerne unterstützen.

Immersion als Weg

In fast einem Viertel der Einrichtungen sprechen eine oder mehrere Fachkräfte immer oder an bestimmten Tagen ausschließlich Plattdeutsch mit den Kindern. Damit setzen sie die Methode der „Immersion“ um. Unter Immersion versteht man das „Eintauchen“ in eine andere Sprache, deshalb spricht man auch von einem „Sprachbad“. Kinder erlernen die Sprache dadurch beiläufig im Alltag. „Das Beste an dieser Methode ist, dass sie von Platt sprechenden Fachkräften ohne zusätzliche Kosten oder Aufwand umgesetzt werden kann – einfach, indem sie stetig up Platt mit den Kindern sprechen“, betont Kammler. Auch gewöhnen sich Kinder laut Kammler schnell daran, wenn eine Person ausschließlich oder zeitweise nur auf Plattdeutsch mit ihnen spricht. Eine Einrichtung, die diese Methode umsetze, sei die Kindertagesstätte Kinnerhuck in Strackholt in der Gemeinde Großefehn. Dort könnten 13 Fachkräfte Plattdeutsch verstehen und sprechen. In dieser Kita ist Plattdeutsch selbstverständlich geworden, so Kammler. Dank der Methode der Immersion lernten Kinder beiläufig über Morgenkreise, Bücher, Lieder sowie Kreis- und Bewegungsspiele eine zweite Sprache. Somit profitieren sie auch von zahlreichen Vorteilen einer frühen mehrsprachigen Erziehung. Dazu gehöre unter anderem, später im Leben weitere Fremdsprachen leichter zu erlernen.

Gewachsene Akzeptanz

Bei einer Befragung aus dem Jahr 1999 hatten lediglich knapp vier Prozent mit Plattdeutsch als zweiter Sprache oft im Kita-Alltag gearbeitet. „Die aktuelle Umfrage zeigt bei den Kigas und Kitas also insgesamt eine gewachsene Akzeptanz für unsere Regionalsprache“, freut sich Kammler. Ermutigend sei zusätzlich, dass fast 80 Prozent der Kitas, in denen nicht kontinuierlich Platt gesprochen wird, die Sprache dennoch täglich, wöchentlich oder zu gegebenen Anlässen einbringen.

Sprache muss gesprochen werden

Schließlich warnt Kammler: „Eine Sprache kann aussterben, wenn sie nicht mit Kindern gesprochen wird. Das sollte allen Sprecherinnen und Sprechern bewusst sein.“ Denn dann sei die Wahrscheinlichkeit massiv geringer, dass die Sprache an die nächste Generation weitergegeben wird. Künftig soll die Umfrage alle fünf Jahre wiederholt werden.

Die Ergebnisse der Umfrage stehen als PDF-Datei zum Download bereit unter https://platt.ostfriesischelandschaft.de/downloads/ im Bereich „Umfragen“ mit dem Titel „Plattdeutsch in den ostfriesischen Kindergärten und Kindertagesstätten“ 2023.

Wie Platt Kindergärten und Kindertagesstätten bereichern sowie in deren Alltag eingebunden werden kann, zeigt ein Film des Plattdüütskbüros auf Youtube: