Der Arbeitsbereich „Platt in de Pleeg“ des Länderzentrums für Niederdeutsch (LzN) wird von der Eberhart-Schöck-Stiftung mit dem Initiativpreis Deutsche Sprache 2022 ausgezeichnet. Zu dieser Initiative gehört unter anderem das „PlattHart“. Es ist eine vom LzN entwickelte Auszeichnung für Pflegeheime, die sich besonders um plattdeutsche Angebote für die Bewohner:innen bemühen.
„Das LzN engagiert sich gemeinsam mit anderen niederdeutschfördernden Partnern dafür, dass Plattdeutsch als Muttersprache vieler Senior:innen in Pflegeeinrichtungen und Seniorenresidenzen stärker wahrgenommen und gelebt wird,“ sagt Christianne Nölting, Geschäftsführerin des LzNs, „denn die Ansprache in der Muttersprache löst Vertrauen, Wertschätzung und Wohlbefinden aus. Des Weiteren schafft dies Nähe zwischen Pflegepersonal und Senior:innen. Das Siegel “PlattHart“ soll Anreiz und Anregung bieten, die plattdeutsche Sprache in der Biografiearbeit der Bewohner:innen zu bedenken, entsprechende Angebote in den Häusern zu schaffen und im Pflegealltag aktiv zu leben.“
Muttersprache im Alter kaum erforscht
Mit dem „PlattHart“ besteht weiterhin das Ziel, erste Ansätze für mögliche Forschungsfelder in Sprachwissenschaft oder Gerontologie zu schaffen. Denn die Wirkung von Muttersprache im Alter und bei Demenz ist bislang kaum erforscht. Das „PlattHart“ kann hier mit dem zugehörigen Fragebogen und Kriterienkatalog für eine Auszeichnung erste Anhaltspunkte bieten und eine Brücke zum Thema Muttersprache im Alter im Allgemeinen sein.
„Es macht uns sehr stolz, dass wir gemeinsam mit unseren ersten Kooperationspartnern – dem Bundesrat für Niederdeutsch mit dem Niederdeutschsekretariat – in dieser herausfordernden Zeit der Corona-Pandemie, das „PlattHart“ bereits online an zwei Einrichtungen vergeben konnten“, so Nölting. Die Auszeichnung mit dem Initiativpreis Deutsche Sprache zeige deutlich, dass die gesamte LzN-Initiative um „Platt in de Pleeg“ mit ihren Projekten und der dazugehörigen Öffentlichkeitsarbeit auf dem richtigen Weg sei.
„PlattHart“ ist Teil der Initiative „Platt in de Pleeg“
Beteiligt daran sind der Bundesraat för Nedderdüütsch mit dem Niederdeutschsekretariat, die Braunschweigische Landschaft, „Platt Finnt Statt“ im Landkreis Harburg, die Katholische Akademie Stapelfeld, die Landschaft Emsland | Bentheim, Lüneburger Landschaftsverband, der Niedersächsische Heimatbund e.V., die Oldenburgische Landschaft, die Ostfriesische Landschaft, der Schleswig-Holsteinische Heimatbund, das Plattdüütsch Zentrum – Zentrum für Niederdeutsch Landsdeel Sleswig und das ZFN – das Zentrum für Niederdeutsch in Holstein.
Vielfältige Förderung
Im Jahr 2019 ist bereits die Broschüre “Plattdeutsch – Sprache des Herzens” erschienen. Schirmherrschaft für diese Arbeit hat Bremens Bürgermeister a.D. Dr. Henning Scherf übernommen. Es folgten die Veröffentlichung des Beschäftigungsheftes “Maak wat mit Platt”, das erstmals mit geragogischer Handreichung versehen ist und der Einsatz des LzN-Teams in diversen Fortbildungsangeboten.
“Das Thema Plattdeutsch in der Pflege und generell die Wirkung von Muttersprache im hohen Alter und in der Demenz wird noch viel zu wenig wahrgenommen”, sagt Christianne Nölting. “Darum ist die Öffentlichkeitsarbeit auch von enormer Bedeutung. Die haben wir in den vergangenen Jahren stetig betrieben.”
Der Initiativpreis Deutsche Sprache ist Teil des dreiteiligen Kulturpreises Deutsche Sprache und wird seit 2001 von der Eberhard-Schöck-Stiftung in Baden-Baden für besondere Verdienste um die deutsche Sprache vergeben. Die Laudatio hält das Jurymitglied Hendrik Heinze vom Bayerischen Rundfunk. Der Preis wird am 8. Oktober 2022 in Baden-Baden verliehen.
Hochkarätige Preisträger
In den vergangenen Jahren erhielten diesen Preis unter anderem die Arbeitsstelle für deutschmährische Literatur der Universität Olmütz, die Schriftstellerin Marica Bodrožić, der Philosoph Dieter Schönecker, das Beratungsprojekt „Was hab’ ich?“, „Mentor – Die Leselernhelfer“, das „Wortart Ensemble“ und die Musikgruppe „Tonbandgerät“.
Der Jacob-Grimm-Preis geht in diesem Jahr an den Schriftsteller Max Goldt. Zu den bisherigen Preisträgern gehören: Udo Lindenberg, Cornelia Funke, Nora Gomringer, Frank Schirrmacher, Günter de Bruyn, Loriot, Ulrich Tukur, Prinz Asfa-Wossen Asserate, Katharina Thalbach, Peter Eisenberg, die Fantastischen Vier und Herta Müller.
Der Institutionenpreis Deutsche Sprache geht an die Redaktion der Zeitschrift „Germanoslavica“, die von der Akademie der Wissenschaften der Tschechischen Republik herausgegeben wird. Frühere Träger dieses Teilpreises waren beispielsweise die Deutschsprachige Gemeinschaft Belgiens, das SWR-Programm „DasDing“, das Sprachinstitut des Österreichischen Bundesheeres, die Stiftung Polytechnische Gesellschaft, das Bundessprachenamt und die
Kaukasische Post.
Die Jury für den Kulturpreis Deutsche Sprache besteht aus Prof. Dr. Helmut Glück (Sprecher, Bamberg), Hendrick Heinze (München), Prof. Dr. Wolf Peter Klein (Würzburg), Dr. Anke Sauter (Frankfurt) und Felicitas Schöck (Freudenstadt).