Platt löppt

„Platt löppt“ offizielles Schulbuch in Niedersachsen

Das plattdeutsche Schulbuch „Platt löppt“ und das ins Saterfriesische übersetzte „Seeltersk lopt“ sind nun offizielle Lehrmittel in Niedersachsen für die Grundschulen.

Mit der Aufnahme in das Schulbuchverzeichnis des NLQ (Niedersächsisches Landesinstitut für schulische Qualitätsentwicklung) sind die Bücher Platt löppt und Seeltersk lopt neben „Snacken, Proten, Kören“ für die Sekundarstufe I die einzigen offiziellen Lehrwerke für Plattdeutsch beziehungsweise Saterfriesisch in Niedersachsen.

In der Praxis erprobt

Gemäß dem Niedersächsischen Schulgesetz dürfen Lehrmaterialien in Schulen nur eingesetzt werden, wenn sie vom NLQ genehmigt worden sind. Die Genehmigung wurde am 24. März 2023 während der Tagung zur Einführung eines Lehramtsstudiums für Niederdeutsch in Oldenburg bekanntgegeben. Weitere Infos auf https://www.seeltersk.de/archiv/seeltersk-lopt-offiziell-als-lehrmittel-genehmigt/ und https://www.schoolmester.de/unterrichtsmaterial/sprachlehrwerke/platt-l%C3%B6ppt/

Autorin im Interview

Die Autorin von Platt löppt, Edith Sassen, hat die Lektionen im Unterricht erprobt und daraus altersgemäße Kapitel erarbeitet. Im Interview berichtet sie mehr:

LzN: Wie kam es zu der Idee, ein plattdeutsches Lehrwerk für die Grundschule aufzusetzen?

Edith Sassen: Als Plattdeutschmuttersprachlerin kam mir die Idee, eine Zusatzausbildung als Plattdeutschlehrerin zu machen, welche ich mit einem Zertifikat abschloss. Bei der Sichtung von Unterrichtsmaterial für Plattdeutsch wurde mir bewusst, dass es kaum modernes Material für die Grundschule gibt und auch besonders Konzepte fehlten. Als langjährige und ausgebildete Englischlehrerin für die Grundschule, sind jedoch frühe Sprachlernkonzepte für mich Alltag. Um diesen Anspruch zu erfüllen, begann ich, selbst Arbeitsmaterialien für Plattdeutsch zu entwickeln und vorhandene Materialien zu verändern.

LzN: Woran haben Sie sich beim Aufbau und Inhalt der Lektionen orientiert?

Sassen: Ich hatte mir die Vorgaben für Niederdeutsch in der Grundschule aus Hamburg und Schleswig-Holstein besorgt und habe das Kerncurriculum Englisch für die Grundschule , hrsg. vom Niedersächsischen Kultusministerium, zu Rate gezogen. Der „Europäische Referenzrahmen für Sprachen“ war ebenfalls eine wichtige Vorlage für die Entwicklung meiner Ideen. Das englische Lehrwerk „Playway“ für Englisch in der Grundschule hat mich enorm inspiriert.

LzN: Haben Sie eine Lieblingslektion?

Sassen: In jede Lektion dieser vier Lehrwerke mit jeweils gut 67 Seiten für das 1., 2., 3. und 4. Schuljahr ist Herzblut hineingeflossen. Alle, aber auch alle Lektionen mag ich. Ich durfte sie auch alle in vier Schuljahren in der Praxis erleben, als eine Kollegin diese vier Bücher erprobt hat und ich hinten sitzen durfte, um im Unterricht zu hospitieren. Sie erteilte den Unterricht allerdings auf Saterfriesisch. Eine Kollegin hatte alle vier Bücher ins Saterfriesische übersetzt und wir hatten sie über Sponsorengelder für die Schüler:innen drucken lassen.

LzN: Wie nehmen die Kinder die Übungen an?

Sassen: Die Übungen sind so gestaltet, dass die Schüler:innen möglichst viel aktiv sind. Die Kinder erweitern ihren Wortschatz, sprechen kleine Dialoge, visualisieren oder lesen Geschichten, spielen kleine Stücke oder Sketche und festigen abschließend den Wortschatz mit dem Schreiben eigener Texte. Da die Schüler:innen in jeder Stunde sehr aktiv sind, waren sie, obschon es fast immer 6. Stunden waren, fast immer sehr motiviert bei der Sache. Oft hörte ich bei den Schüler:innen: Was, jetzt ist die Stunde schon vorbei. Schade. Und das ist wirklich die wundervollste Aussage für mich als Lehrwerks- und damit auch Konzeptentwicklerin.

LzN: Was macht Ihnen besondere Freude in der Arbeit mit den Büchern Platt löppt?

Sassen: Es war für mich eine unglaubliche Freude bei den Hospitationen zu sehen und zu hören, wie die Lehrwerke im Unterricht funktionierten. Die Schüler:innen zeigten sich in fast jeder Stunde motiviert und hatten eine unglaubliche Freude im Umgang/Sprechen der neuen Sprache. Der Grund ist, dass das Konzept  so angelegt ist, dass es  permanente Aktionen der Kinder herausfordert. In der Grundschule wird im frühen Fremdsprachenunterricht davon ausgegangen, dass der Sprachennachweis A1 und teilweise A2 erreicht werden kann. Diese Zielsetzung ist mit diesem Konzept erreichbar.

LzN: Gibt es das Ziel, die Lehrbücher auch in weiteren niedersächsische Plattdeutschvarianten bereitzustellen.

Sassen: In der Vergangenheit haben einige Plattdeutschberater:innen von der damaligen Niedersächsischen Landesschulbehörde den Versuch unternommen, das Lehrwerk „Platt löppt, Für Einsteiger“ für das 3. Schuljahr in andere Varianten zu übertragen. So stehen die ersten beiden Lektionen davon auf „schoolmester.de“ in ostfriesischem Platt, im südoldenburger Platt und im nordniedersächsischem Platt. Diese Richtung wurde dann nicht weiter verfolgt, da sich damals keine Perspektive, auch in finanzieller Förderung abzeichnete.
Auch war das schon sehr umfangreich verwendete Sprachmaterial in den Lehrwerken sehr arbeitsintensiv für diejenigen, die das übertrugen. Ich habe dann Kontakte zu verschiedenen Verlagen aufgenommen. Meine plattdeutschen Lehrwerke sind im Isensee Verlag erschienen und über den Buchhandel zu erwerben. „Platt löppt“ ist vollständig ins Saterfriesische übersetzt worden und wird vom Kultusministerium Niedersachsen herausgegeben.
Andere Varianten sind im Augenblick nicht in Arbeit.

Meine Kollegin Ingeborg Remmers, Saterfriesischmuttersprachlerin, Lehrerin an der Litje Skoule Skäddel, hat die Plattdeutschlehrwerke „Platt löppt“ ins Saterfriesische übersetzt. „Seeltersk lopt“ heißen sie dort. Wir haben das Saterfriesische Lehrwerk „Seeltersk lopt“ mit über 40 000 Euro vom Niedersächsischen Kultusministerium gefördert bekommen. Hervorragende Arbeit hat hier bei der grafischen Bearbeitung Anemone Schulze-Herringen geleistet. Sie hat zu meinen Zeichnungen entsprechende professionelle Bilder gefunden und sie zu einem wundervollen richtig schönem Ganzen zusammengefügt. Das war eine ganz besondere Freude für mich als Autorin. Ich durfte zwei Jahre lang den gesamten Prozess diesbezüglich begleiten. Seit Juni 2022 stehen uns diese Lehrwerke „Seeltersk lopt“ nun schön gestaltet und für den Unterricht zur Verfügung. Ingeborg Remmers hat mit einem Musiker und einigen älteren Schülern alles aus den vier Lehrwerken eingesprochen und aufgenommen, so dass das jetzt auch Hörübungen zu allen Lehrwerken gibt. Diese kann man sich auf „seeltersk.de“ anhören. Die Bücher sind hier teilweise abgedruckt. Auch alle Playbacks zu den Liedern sind hier zu hören. Das haben wir unserem Saterfriesischbeauftragten Henk Wolf zu verdanken.