Neues aus Mecklenburg-Vorpommern

Johanna Bojarra ist neue Delegierte im Bundesraat för Nedderdüütsch für Mecklenburg-Vorpommern

Johanna Bojarra stellte sich auf der Jahresmitgliederversammlung des Heimatverbandes Mecklenburg-Vorpommern am 10. Oktober 2020 im Thünengut Tellow als neue Delegierte in den Bundesraat för Nedderdüütsch vor. Sie wurde einstimmig gewählt. Damit tritt sie die Nachfolge für den langjährig Engagierten Jürgen Wittmüß an, der innerhalb der Wahlperiode zurücktrat. Er möchte den Platz gern für eine jüngere Frau räumen. Er leitet den Verein Klönsnack Rostocker 7, in dem sich vor allem Rostocker für die niederdeutsche Sprache engagieren. Vom Bundesraat för Nedderdüütsch hat er unter anderem den Impuls aufgenommen, ein plattdeutsches Wörterbuch für Pflegekräfte in das Plattdeutsch Mecklenburg-Vorpommerns zu übersetzen. Es ist beim Verein Klönsnack Rostocker 7 erhältlich.

Johanna Bojarra ist in einem plattdeutschen Haushalt aufgewachsen und engagiert sich seit ihrer Jugend in der Rostocker Späldäl als Darstellerin und Bühnenbeauftragte für den Niederdeutschen Bühnenbund. Als Erzieherin hat sie plattdeutsch im Kindergarten unterrichtet. Sie hat die didaktische Handreichung der Heimatschatzkiste maßgeblich mitgestaltet und leitet derzeit das Projekt Heimatschatzkiste im Heimatverband MV. Sie bietet Fortbildungen für Erzieherinnen in der Arbeit mit der Heimatschatzkiste und der Plattdeutschvermittlung an. Sie hat das Projekt bereits im Bundesraat för Nedderdüütsch vorgestellt.

Johanna Bojarra vertritt nun ehrenamtlich neben Dr. Matthias Vollmer (Pommersches Wörterbuch Universität Greifswald), unser Bundesland im Bundesgremium. Der Bundesraat för Nedderdüütsch (Bundesrat für Niederdeutsch) und das Niederdeutschsekretariat vertreten gemeinsam die sprachpolitischen Interessen der Niederdeutschsprecher*innen aus den Ländern Brandenburg, Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein sowie der Grupper der Plautdietschsprecher*innen. 2002 wurde der BfN als überdachtes Gremium für die Europa- und die Bundesebene geschaffen. Aus jedem Land sowie aus der Sprecher*innengruppe der Plautdietschen sind zwei Delegierte im BfN.

Bild: Johanna Bojarra bei der Moderation eines Schulungsfilmes für die Heimatschatzkiste, MV1/HMV

Heimatverband verleiht Ehrenpreis

Bei der Mitgliederversammlung des HMV 2020 im Thünengut Tellow wurde der Ehrenpreis des Heimatverbandes für langjähriges ehrenamtliches Engagement in der Heimatpflege verliehen. Dieser nicht dotierte Preis wurde öffentlich ausgeschrieben. Der Vorstand wählte unter den Einsendungen die Preisträger aus.

Antje Hückstädt erhielt den Preis für ihren Einsatz im Darßmuseum Prerow mit seinem ganzheitlichen Konzept von materiellem und immateriellem Kulturerbe, ihr Engagement für die Bewerbungen von Bräuchen und Handwerken aus Mecklenburg-Vorpommern für die UNESCO-Liste des Immateriellen Kulturerbes als eine der Sprecherinnen im Arbeitskreis Immaterielles Kulturerbe des Museumsverbandes und für ihren Einsatz in der Kommunalvertretung und in der Interessengemeinschaft Bauernhaus für die Bewahrung der Kulturlandschaft und Baukultur im ländlichen Raum, insbesondere auf dem Darß.

Gottfried Holzmüller vom Kulturverein Sagenland e.V. engagiert sich als Sagensammler im Raum Schwerin und hat die Kulturlandschaft mit der Einrichtung des Niklot-Pfades und des Räuber-Röpke-Pfades und weiteren unzähligen Sagensteinen nachhaltig geprägt, wobei er jeweils die Kommunen und lokale Akteure für die Sache begeistern konnte. Er veröffentlicht seine Recherchen zu Sagen im Raum Schwerin in Zeitungen und Büchern.

Klaus-Jürgen Schlettwein, genannt „Schletti“, ist der Erfinder der ältesten plattdeutschen NDR-Radiosendung „De Plappermöhl“, die es heute noch gibt. Nachdem der Lehrer sich langjährig ehrenamtlich und nebenberuflich für die Vermittlung der niederdeutschen Sprache eingesetzt hatte, wurde er freiberuflicher Künstler mit plattdeutschen Bühnenprogrammen. Damit wurde er prägend für eine ganze Generation von an plattdeutsch Interessierten und für nachfolgende Künstler mit plattdeutschen Programmen.

Der Heimatverband MV möchte mit diesem Preis darauf aufmerksam machen, dass die Heimatpflege auf bürgerschaftlichem Engagement beruht. Heimatengagement ist dort, wo sich Menschen für ihre Heimat einsetzen, ohne gleich nach dem Staat zu rufen, sondern vielmehr selbst gestalten und ggf. auch die staatlichen Institutionen auf Missstände und Regelungsbedarf aufmerksam machen.

Bilder:

  • Antje Hückstädt erhält den Ehrenpreis (Foto: Christian Teske/HMV)
  • Klaus-Jürgen Schlettwein, bekannt als „Schletti“ mit dem Ehrenpreis (Foto: AK Schröder/HMV)
  • Ehrenpreis für Gottfried Holzmüller, von seiner Frau entgegengenommen (Foto: AK Schröder/HMV)

Die ersten Gewinner des neuen Ü-35-Pries für plattdeutsche Autoren sind Demminer Schüler

Auf der Mitgliederversammlung des Heimatverbandes Mecklenburg-Vorpommern am 10. Oktober 2020 im Thünengut Tellow wurde erstmals der Ünner-35-Pries (unter 35 Preis) für plattdeutsche Autoren unter 35 Jahren verliehen. Der Preis wurde vom Heimatverband Mecklenburg-Vorpommern, dem Bund Niederdeutscher Autoren und dem Fritz-Reuter-Literaturmuseum Stavenhagen ausgelobt und vom Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur gefördert.

Unter den fünf Einsendungen von 8-34jährigen Autoren, der Umgang zwischen einer Kurzgeschichte und einem über 100seitigen Werk lag, erhielt das Theaterstück über Plattdeutsch in Europa der Klasse 8b des Goethe-Gymnasiums Demmin den ersten Preis. Mit dem Preisgeld von bis zu 1000 Euro wird die Publikation des Werkes gefördert, das am 7. November in Stavenhagen bei der Verleihung des Fritz-Reuter-Literaturpreises der Öffentlichkeit vorgestellt wird.

Die Niederdeutschlehrerin Kristin Studier kam mit einer Schülergruppe nach Tellow zur Versammlung. Sie trugen den Anwesenden einen kurzen Text von Klaus Groth auf plattdeutsch vor. Bei der Mitgliederversammlung konnten die Schülerinnen und Schüler erleben, dass sich Menschen ganz normal untereinander auf plattdeutsch über Alltägliches und Besonderes unterhalten.

Der Preis zeigt auch, dass das Heimatprogramm „Unsere Heimat – unser modernes Mecklenburg-Vorpommern“ des Landes Mecklenburg-Vorpommern, das den Plattdeutschunterricht zumindest an 6 Profilschulen in Mecklenburg-Vorpommern bis zum Abitur ermöglicht, Früchte trägt. Denn das Goethe-Gymnasium Demmin ist eine Plattdeutsch-Profilschule. Das Heimatprogramm läuft zum Jahresende aus, eine Fortsetzung wird geprüft. Der Heimatverband MV hält eine Fortsetzung für ausgesprochen sinnvoll.

Bild: Die Schülerinnen und Schüler des Goethe-Gymnasiums Demmin mit ihrer Lehrerin Kristin Studier erhalten den Ünner-35-Pries auf der Mitgliederversammlung des Heimatverbandes MV

(Bilder: Frontal-Christian Teske/HMV, seitlich: AK Schröder/HMV)