Dr. Cornelia Nenz hat 70. Geburtstag – der Heimatverband MV gratuliert und dankt für ihr Heimatengagement
Aufgewachsen im Umfeld des Staatlichen Folkloreensembles der DDR, schlug sie selbst eine musikalisch-künstlerische Laufbahn ein. Nach der Wende leitete sie das Fritz-Reuter-Literaturmuseum. Ihre Expertise im Bereich der literarischen, musikalischen, tänzerischen und bühnenkünstlerischen Traditionen von Mecklenburg-Vorpommern ist kaum zu überschätzen und ermöglicht es im Heimatverband, die Heimatpflege zwischen Hochkultur und Amateurkunst in ihrer Gänze im Blick zu behalten. Doch auch über die künstlerischen Felder der Heimatpflege hinaus unterstützt sie die Aufgabenfelder des Heimatverbandes wie Ortschronistik und Regionalgeschichte, Denkmalschutz oder Kulturlandschaftspflege. So regte sie zum Beispiel die Erhaltung der alten Synagoge in Neustrelitz und ihren Ausbau zum Kulturzentrum an und publizierte zur Ortsgeschichte von Stavenhagen. Nichtsdestotrotz schlägt das Herz von Dr. Cornelia Nenz besonders für den Bereich Niederdeutsch, was sich in zahlreichen Publikationen zu Fritz Reuter zeigt und ihren vielbeachteten Lesungen seiner Werke.
In ihrer Person zeigen sich die biographischen Brüche der Ostdeutschen, insbesondere bezogen auf die Heimatpflege. Ein starkes Gefühl von Heimatverlust nach dem Ende der DDR verhinderte dabei nicht, dass sie den Aufbruch in die neue Zeit im Bereich der Traditionspflege mitgestaltete. So ist es ihr zum Beispiel besonders wichtig, dass das „Vorpommern“ bei der Nennung des Bundeslandes nicht vergessen wird, was bis 1989 noch politische Agenda war, und dass Mecklenburg-Vorpommern nicht als Nordosten im Sprachgebrauch zu einer ahistorischen Himmelsrichtung wird.
Aus ihrer politisch linken Haltung macht Dr. Cornelia Nenz kein Geheimnis. Ihr ist es zu verdanken, dass im Heimatverband Mecklenburg-Vorpommern eine klare Haltung für einen weltoffenen Heimatbegriff vertreten wird. Dr. Nenz ist es stets sehr wichtig zu betonen, dass Mecklenburg-Vorpommern für alle Heimat sein kann, die hier Heimat haben und auch die hier Heimat suchen. Unter ihrer Leitung kam und kommt nie Zweifel auf, dass der Heimatbegriff nicht den Nationalisten überlassen werden darf.
Nachdem der alte Landesheimatverband 2013 aufgelöst wurde und ein erster Neugründungsversuch scheiterte, war es das Verdienst von Dr. Cornelia Nenz, im Gründungsvorstand voranzugehen und ihn zu motivieren, schnellstmöglich wieder ein funktionstüchtiges Dach für die Heimatvereine und Traditionspflege im Land zu schaffen. Dabei meistert sie die Mammutaufgabe, auf den Trümmern eines gealterten Verbandes mit verfestigten Strukturen einen neuen, dynamischen Verein zu entwickeln. Dies geschieht gemeinsam mit dem geschäftsführenden und erweiterten Vorstand, den hauptamtlichen Mitarbeitenden und den engagierten Mitgliedern im Verband, doch ist an allen Stellen ihr gestaltender Einfluss zu spüren. Dies zeigt sich auch weit über die Verbandsgrenzen hinaus an ihrem Engagement im Niederdeutsch- und Heimatbeirat und an ihrer Mitgestaltung des Heimatprogramms mit seinen konkreten Vorschlägen zur Förderung der Traditions- und Heimatpflege. Am Projekt Heimatschatzkiste zum Beispiel, das in diesem Rahmen entwickelt und umgesetzt wurde, zeigt die Heimatpflegeszene aus ganz Deutschland außerordentlich großes Interesse. Darüber hinaus vertritt Dr. Cornelia Nenz den Heimatverband und das Land Mecklenburg-Vorpommern ehrenamtlich im NDR-Rundfunkrat und im Kuratorium der Ehrenamtsstiftung, sie engagiert sich im Beirat der Fritz-Reuter-Gesellschaft.
Am besten lässt sich die Persönlichkeit und das Engagement von Dr. Nenz für die Kultur des Landes mit dem Begriff Chuzpe beschreiben: Konsequent, unnachgiebig aber immer charmant setzt sie sich für die Traditionspflege im Land ein und versteht es, bei den richtigen Personen die notwendige Unterstützung für die Umsetzung der Heimatpflege einzufordern. Dabei scheut sie selbst keine Mühen und schont sich nicht.
Im Oktober wird sie die Leitung des Heimatverbandes an eine jüngere Generation übergeben. Ihrem Engagement ist es zu verdanken, dass der neue Heimatverband nachhaltig aufgestellt ist und dort auf einer sehr guten Grundlage das Heimatengagement und die Traditionspflege im Land innovativ und weltoffen weiter gestaltet werden kann.
Biographisches zu Dr. Cornelia Nenz
- geboren am 5. September 1950 in Berlin
- aufgewachsen in Neetzow und Neustrelitz
- Studium des Faches Musik an der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ Berlin
- 1976-1991 Sängerin, Dramaturgin, später Intendantin des Staatlichen Folklore Ensembles der DDR
- 1993-2016 Direktorin des Fritz-Reuter-Literaturmuseums in Stavenhagen,
währenddessen entwickelte sie über die Tätigkeit der Museumsleitung hinaus:- 1. Reuterfestspiele in der Reuterstadt Stavenhagen 1995, seither alle 2 Jahre mit Liederwettbewerb, Laientheaterstück, Aufführungen von regionalen Kinder- und Folkloregruppen, Lesungen von zeitgenössischen niederdeutschen Autoren
- Ausrufung und erste Verleihung des Fritz-Reuter-Literaturpreises, getragen von der Stadt Stavenhagen und der Sparkasse Neubrandenburg-Demmin 1999, seither jährlich
- 1995-2012 Beiratsmitglied des Landesheimatverbandes Mecklenburg-Vorpommern
- seit 1995 Beiratsmitglied der Fritz-Reuter-Gesellschaft
- 2004 Quickborn-Preis für besondere Leistungen auf dem Gebiet der niederdeutschen Sprache, Literatur und volkskundlichen Forschung
- 2007 Johannes-Gillhoff-Preis für Schriftsteller und Heimatforscher
- seit 2013 Mitglied im Niederdeutsch- und Heimatbeirat Mecklenburg-Vorpommern
- seit 2015 Vorsitzende des Heimatverbandes Mecklenburg-Vorpommern
- seit 2015 Kuratoriumsmitglied der Ehrenamtsstiftung Mecklenburg-Vorpommern
- 2018-2019 Vorsitzende des NDR-Rundfunkrates, danach weiterhin Mitglied
Veröffentlichungen (Auswahl)
- 1999, „Auf immer und ewig Dein Fritz Reuter“. Aus dem Leben der Luise Reuter, Rostock: Hinstoff.
- 2001, „… ich bin das geworden, was ich mir immer gewünscht habe“. Fritz Reuter: Leben, Werk und Wirkung, Rostock: Hinstorff.
- 2011, Theater um Fritz Reuter. Die Werke Reuters in der deutschsprachigen Theater- und Filmrezeption, Dissertation, Friedland: Steffen.
- 2014, „Mit allen Fibern des Empfindens“. Aus der 750-jährigen Geschichte von Stavenhagen, Rostock: Hinstorff.
- Verfassung zahlreicher Bühnenstücke für die Fritz-Reuter-Festspiele Stavenhagen
- Zahlreiche Aufsätze in Publikationen zur niederdeutschen Sprache und Literatur, zu Leben und Werk Fritz und Luise Reuters, zur Stadtgeschichte Stavenhagens und zur Geschichte der jüdischen Familien in Stavenhagen, sowie Rezensionen zu zeitgenössischen Aufführungen von u.a. niederdeutschen Theaterstücken.