Die Kielerin Sofie Köhler gewinnt 1. Platz beim niederdeutschen Konrad-Hansen-Preis

Pressemitteilung des Niederdeutschen Bühnenbunds Schleswig-Holstein, Bildnachweis: Gesa Retzlaff

Am 2. Juni vergab der Niederdeutsche Bühnenbund Schleswig-Holstein e.V. (NBB SH) zum vierten Mal den Konrad-Hansen-Preis an niederdeutsche Bühnenautorinnen. Den mit 1000 Euro dotierten 1. Preis erhielt die 1990 geborene Sprachwissenschaftlerin, Tourismuskauffrau und Wahlkielerin Sofie Köhler für ihre Feel-Good-Komödie „Dörtig“. Den mit 500 Euro dotierten 2. Preis für „Hart un Seel“, einer Komödie mit Musik, erhielt der Hamburger Autor und Regisseur Frank Grupe. Den mit 500 Euro dotierten Sonderpreis in der Kategorie Jugendstück erhielt die im niedersächsischen Ganderkesee lebende Journalistin, Autorin und Theaterpädagogin Martina Brünjes für ihr Generationenschauspiel „Leven passeert – laat und leven!“ Überreicht wurde der Preis von Landtagspräsident und Schirmherrn Klaus Schlie an der Nieder-deutschen Bühne (NDB) in Flensburg. Ermöglicht wurde die Preisverleihung in Anwesenheit der Preisträgerinnen und geladener Gäste aufgrund der Teilnahme der NDB Flensburg als Modellprojekt für Kultur des Landes Schleswig-Holstein.
Der Konrad-Hansen-Preis wird seit 2014 alle zwei Jahre an niederdeutsche Theaterautor*innen vergeben. Als Förderer des niederdeutschen Theaters als Teil des bundesweiten Verzeichnisses des immateriellen Kulturerbes durch die deutsche UNESCO-Kommission und als Förderer der niederdeutschen Sprache sieht der NBB SH e.V. sich nicht nur in der Verantwortung, das Reper-toire an originär niederdeutschen Stücken lebendig zu erhalten, sondern dieses auch regelmäßig durch neue Stücke zu erweitern.
Ermöglicht wurde die Durchführung des Autorenwettbewerbs mit freundlicher Unterstützung von Frau Silke Hansen und dem Gewinnsparverein der Volksbanken und Raiffeisenbanken Norddeutschland e.V.

Weitere Informationen:
Die Jury bestehend aus der Regisseurin und Schauspielerin Birgit Bockmann (Juryvorsitzende), Silke Hansen (Ehefrau des 2012 verstorbenen niederdeutschen Bühnenautors Konrad Hansen), Dr. Reinhard Goltz (Vorstand des Instituts für Niederdeutsche Sprache e.V. Bremen) Theaterverleger Wolfgang Neruda und Rolf Petersen (Direktor der Fritz-Reuter-Bühne am Mecklenburgischen Staatstheater Schwerin und Bühnenleiter der NDB Flensburg) hatte aus insgesamt 20 eingereichten Theaterstücken auszuwählen: „Ein Großteil der Einreichungen in diesem Jahr war absolut überzeugend – dramaturgisch, sprachlich und thematisch; einen so starken „Jahrgang“ hatten wir bisher noch nie. Nicht nur die drei prämierten Stücke, auch viele andere Einreichungen sind es wert, auf die Bühne gebracht zu werden“, so die übereinstimmende Jurymeinung. Dennoch fiel die Entscheidung für die drei Siegerstücke einhellig aus: Sofie Köhlers dramatisches Debüt „Dörtig“ über eine Frau um die 30, die sich aus ihrem Elternhaus zu befreien sucht, über-zeugt als „heitere Feel-Good-Komödie im allerbesten Sinne: charmant, locker, leicht und an französische Komödien erinnernd. Dabei kratzt sie an keiner Stelle das Klischee von Beliebigkeit und flachem Humor, das Boulevard-Komödien so leicht nachgesagt wird“, so die Juryvorsitzende Bockmann.


Inhaltlich und handwerklich absolut überzeugend ist Frank Grupes Komödie „Hart un Seel“, die das zeitgenössische Thema rund ums Altern im Altersheim aufgreift. Anhand prägnanter und teils skurriler Figuren werden lebenslange Männerfreund- bzw. –feindschaften in den Fokus gerückt. Krankheit und Gebrechlichkeit spielen eine Rolle, rücken aber nie aufdringlich in den Vordergrund oder werden gar überzeichnet. Stattdessen werden mit viel Witz und Musik Liebe und Leben im Alter thematisiert sowie die Antwort auf die Frage, was den Lebensabend in einer Seniorenresidenz letztendlich doch lebenswert macht.


„Leven passeert – laat uns leven!“ von Martina Brünjes überzeugt die Jury aufgrund seiner Fülle an jungen Darstellern als auch aufgrund seiner Dramatik rund um ein junges Mädchen, das nach einem Autounfall Eltern und Gesundheit verliert und lernen muss, sich im Leben zurechtzufinden: „Ein starkes Thema über und für junge Leute, das zeitgemäßes generationenübergreifendes Theater in niederdeutscher Sprache präsentiert!“, so Jurymitglied Rolf Petersen.

Zu den Preisträgern:

Sofie Köhler – ausgezeichnet mit dem 1. Preis für ein abendfüllendes Stück
Sofie Köhler, geboren 1990, lebt seit dem Abitur in Kiel. Nach fünf Jahren als Laiendarstellerin an der Niederdeutschen Bühne Kiel, widmet sie sich nun mit ihrem Erstlingswerk „Dörtig“ auch dem Schreiben von Theaterstücken.
Schon als Teenagerin begeisterte Sofie sich für die Kunst- und Kulturszene. Ob das Verfassen von Kurzgeschichten, das Singen in diversen Bandprojekten oder dem Unterhalten auf der heimischen Bühne in Templin – es ging ihr in Fleisch und Blut über. Nach anfänglichen Überlegungen, einen professionellen Weg in der Unterhaltungsindustrie einzuschlagen, entschied sie sich für ein Studium der Nordamerikanistik und Empirischen Sprachwissenschaften und zog in den hohen Norden. Da ein geradliniger Karriereweg für Sofie keine Herausforderung darstellte, entschied sie sich nach ihrem Bachelor of Arts für ein neues Abenteuer und stürzte sich in eine
Ausbildung zur Tourismuskauffrau. Während ihrer Studien- und Ausbildungszeit beschäftigte Sofie sich weiterhin mit dem Schreiben von Kurzgeschichten und nahm an ihrem ersten Wettbewerb teil. Mit dem Schriftstück „Round Dance Time“ schaffte sie es unter 25 Kurzgeschichten, die in einer
Anthologie veröffentlicht wurden.
Neben ihrer Leidenschaft für das Theater und dem Schmieden von Fantasiewelten, bereist Sofie die Welt um von anderen Kulturen zu lernen. Auch die Musik nimmt einen enormen Stellenwert in ihrem Leben ein. Denn nur mit Musik, sagt sie, kann man heutzutage noch bei Sinnen bleiben.
Seit 2016 ist sie Mitglied der Niederdeutschen Bühne Kiel.

Frank Grupe – ausgezeichnet mit dem 2. Preis für ein abendfüllendes Stück
Frank Grupe, geb. 1952, war bis 2018 über 20 Jahre lang bis zu seiner Pensionierung Schau-spieler, Dramaturg und Oberspielleiter des Hamburger Ohnsorg-Theaters. Davor und daneben arbeitete er an zahlreichen Theatern in ganz Deutschland, u. a. inszenierte er auch an diversen niederdeutschen Bühnen.
Außerdem brachte er zahlreiche Freilichtaufführungen an verschiedenen Spielstätten im deutschsprachigen Raum auf die Bühne.
Frank Grupe lebt in Hamburg, neben der Theatertätigkeit arbeitet er als Übersetzer und Autor von Theaterstücken und Hörspielen.

Martina Brünjes – ausgezeichnet mit dem Sonderpreis in der Kategorie Jugendstück
Martina Brünjes, geboren 1976 ist freischaffende Journalistin, Autorin und Theaterpädagogin. Mit ihrem Mann und zwei Hunden lebt sie in Ganderkesee. Sie arbeitet als Regisseurin und unter-richtet verschiedene Jugendgruppen an niederdeutschen Theatern. Für diesen Bereich hat sie bereits über 10 plattdeutsche Theaterstücke geschrieben und uraufgeführt. Zudem übersetzt sie hochdeutsche Theaterstücke ins Plattdeutsche.
Für eine Tageszeitung schreibt sie regelmäßig Kurzgeschichten. Gemeinsam mit ihrem Mann veröffentlicht sie plattdeutsche Literatur und hochdeutsche Hörspiele. Doch auch auf der Bühne ist sie zu finden, seit 2003 steht sie regelmäßig auf den Brettern, die die Welt bedeuten.
Die Arbeit am Mikro ist im Jahr 2019 hinzugekommen. Nach professionellem Sprechtraining konnte sie erste Erfahrungen im Bereich Hörspiel sammeln. Ebenfalls im Jahr 2019 hat sie den Weg zum Rundfunk gefunden, natürlich auch hier im Bereich Niederdeutsch.