Klingender Sprachatlas für Niedersachsen: Plattdeutsche Varianten für “Äsop op Platt” zeugen von sprachlicher Vitalität im Bundesland.
Die Niederdeutsch-Abteilung der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg und das Plattdüütskbüro der Ostfriesischen Landschaft präsentieren unter dem Titel “Äsop op Platt” nach Schleswig-Holstein nun auch einen klingenden Sprachatlas für Niedersachsen. “Mit diesem internationalen Kooperationsprojekt wollen wir einen wichtigen Beitrag zur Dialektdokumentation leisten und die Vielfalt auch hörbar machen”, erklärte Landschaftspräsident Rico Mecklenburg.
Ein Aufruf zur Teilnahme
Für den Sprachatlas können Bürger die Fabel “Sonne und Wind” des antiken griechischen Dichters Äsop in ihre jeweilige Regionalsprache oder ihren Dialekt übersetzen, den Text aufnehmen und online hochladen. Das Internetportal dazu hat die Universität Oldenburg erstellt. Laut Heike Schoormann, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Universität Oldenburg, werden die anonymisierten Daten nicht nur für den Sprachatlas, sondern auch für die Forschung genutzt.
Von den aktuell 55 eingereichten Aufnahmen aus Niedersachsen stammen 32 aus Ostfriesland. “Wir erhoffen uns noch mehr Schwung aus dem Rest Niedersachsens, freuen uns aber auch über jede weitere Einsendung aus der Region”, betonte Grietje Kammler, Leiterin des Plattdüütskbüros der Ostfriesischen Landschaft. “Wir haben ein Projekt im Prozess vorgestellt”, ergänzte Landschaftsdirektor Dr. Matthias Stenger im Hinblick darauf, dass derzeit kein Ende der Sprachprobensammlung geplant sei.
Der Fokus liegt auf ganz Niedersachsen
“Es ist wichtig, aus jedem kleinen Dorf Sprachproben zu erhalten”, erklärte Prof. Jörg Peters, Inhaber des Lehrstuhls der Abteilung Niederdeutsch der Universität Oldenburg. Er sieht in dem Projekt drei Vorteile: Unter dem Aspekt “kulturelles Erbe” ließen sich dank des Projektes sogar kaum oder gar nicht dokumentierte Ortsdialekte anhören – auch später noch, falls einzelne Dialekte verschwinden sollten. Weiterhin biete der Sprachatlas der Wissenschaft eine sehr gute Orientierung bei der Planung von Untersuchungen.
“Anhand der Sprachproben können wir interessante Abweichungen erkennen”, erläuterte Peters. Schließlich sei das Projekt geeignet, um den Schulunterricht bei der Vermittlung von regionalem Plattdeutsch zu unterstützen. Denkbar wäre beispielsweise, dass Schüler in Projekten Sprachproben ihrer Großeltern mit einem Smartphone aufnehmen.
Eingebettet ist der niedersächsische Sprachatlas in ein internationales Kooperationsprojekt der französischen Professoren Frédéric Vernier und Philippe Boula de Mareüil von der Universität Paris-Saclay.
Zum niedersächsischen Sprachatlas:
https://atlas.limsi.fr/?tab=ns
Auf dieser Plattform der Universität Oldenburg kann die Fabel hochgeladen
werden:
Bildunterschrift:
Von links: Prof. Jörg Peters von der Universität Oldenburg, Heike Schoormann, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Universität Oldenburg, Grietje Kammler, Leiterin des Plattdüütskbüros, und Dr. Matthias Stenger, Direktor der Ostfriesischen Landschaft, mit dem niedersächsischen Sprachatlas im Hintergrund.